Interview mit Sabrina S.

Sabrina S. empfängt uns in einer äusserst gepflegten und mit vielen Pflanzen eingerichteten Wohnung. Sie hat einen grünen Daumen und schaut freiwillig und gerne nach den Sträuchern und dem Garten rund ums Haus. Wir sind zu dritt, Sabrina S. wünscht, dass ihre Beiständin beim Gespräch dabei ist. Sabrina S. gibt gerne Auskunft, ist manchmal etwas sprunghaft in ihren Gedanken und man merkt, dass es einige Themen gibt, die sie immer wieder beschäftigen – zum Beispiel die angeborene Lernschwäche, ihre äusserst schwierige Familiengeschichte und auch die Angst vor Menschen, die ihr Böses wollen.


Frau S., wie geht es Ihnen heute?

Mir geht es sehr gut, danke. Ich habe schon noch Schwankungen, die Lunge und die Bronchien machen zu schaffen, auch der rechte Arm will nach dem vor Jahren erlittenen Schlaganfall nicht mehr ganz richtig, aber es geht gut. An schönen Tagen gehe ich gerne in den Zoo, mache Fotos oder gehe spazieren. 

 

Wie war das für Sie, als man Ihnen eine Beiständin zur Seite stellte?

Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, hatte schon viele Beiständinnen und Beistände. Also mit zweien von ihnen war es gar nicht gut. Die haben mich herumkommandiert und runtergemacht, ich wurde abschätzig behandelt, man hat mir nichts zugetraut. 

 

Und wie ist es mit der aktuellen Beiständin?

Jetzt ist es super. Meine Beiständin ist mega lieb, sie schützt mich und hat ein gutes «Gspüri». Sie merkt sofort, wenn etwas nicht gut ist. Sie kann mir die Sachen auch gut erklären. Auch auf dem Büro in Meilen sind alle sehr nett, wenn ich anrufe. 

 

Wie sieht denn die Zusammenarbeit mit der Beiständin konkret aus?

Sie hilft mir beim Büro, gewisse Post geht direkt zu ihr, gewisse Sachen kommen zu mir und dann schauen wir weiter. Hie und da kommt es vor, dass ich etwas zu viel bestelle. Dann muss ich mir das Geld gut einteilen. Kürzlich haben wir das Swisscom-Abo angepasst, jetzt zahle ich weniger. Manchmal sehen wir uns öfter, manchmal weniger, wir können gut miteinander telefonieren.

 

Kann Ihnen die Beiständin auch in anderen Belangen helfen, konnte sie Hilfreiches bewirken?

Ja, sie hilft mir, meine schwierige Familiengeschichte aufzuarbeiten. Das ist sehr wichtig für mich, ich will wissen, woher ich komme, ich möchte Kontakt haben zu Familienmitgliedern. Die Beiständin unterstützt mich dabei und schützt mich aber gleichzeitig auch. Und dann sind da noch die Ferien. Ich freue mich, dass ich dieses Jahr alleine drei Wochen Mittelmeer-Ferien machen kann. Alleine, das macht mich stolz. Meine Beiständin traut mir das zu und hat mir geholfen, das Budget so einzuteilen, dass ich mir das in der Vorsaison leisten kann. Ich freue mich sehr. 

 

Haben Sie noch Tipps oder Verbesserungsvorschläge für die Beiständin?

Nein, ich bin wirklich zufrieden, es läuft gut, so wie es jetzt läuft. Okay, ein bisschen mehr Taschengeld wäre schon nicht schlecht (schmunzelt).

 

Ich bedanke mich bei Frau S. für das Gespräch. Die Beiständin bleibt noch, es gibt ein paar Dinge zu regeln. Man merkt, dass Frau S. froh ist um ihre jetzige Beiständin. Sie kann mit ihr auch Angelegenheiten besprechen, die eigentlich nicht zu den unmittelbaren Kernaufgaben einer Beistandschaft gehören, aber doch wichtig sind – zum Beispiel Probleme in der Nachbarschaft betreffend Abfallentsorgung oder schöne Erlebnisse mit der liebenswürdigen Ausländerfamilie, die unten im Haus wohnt.